Perspektiven für die Zukunft schaffen

Neben der Betreuung, Bildung und Versorgung unserer Kinder und Jugendlichen ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit, die Jugendlichen auf ihr künftiges Leben vorzubereiten. Selbstbewusst und mit individuellen Fähigkeiten ausgestattet sollen sie ihren Weg im Leben finden und gehen. Die Aktivitäten, die wir als Impulse verstehen und die mit den Betreuern vor Ort ausgearbeitet und umgesetzt werden, verfolgen die Idee, unsere Jugendlichen zu Gestaltern bzw. Entwicklern im eigenen Land auszubilden. Die entsprechenden Programm beginnen im Kinderdorf in Pokhara und werden im Hostel in Kathmandu fortgeführt.

Unsere Dorfentwicklungsprojekte zielen darauf, die Landflucht einzudämmen und das Leben in einer Dorfregion attraktiv zu machen. Am Beispiel des Bergdorfs Singdi ist uns das bereits gelungen.

Ländliche Entwicklung ist eines der wichtigsten Themen in Nepal. Immer mehr Bewohner aus den Bergdörfern wandern in die unkontrolliert wachsenden Städte ab. Dort landen diese arbeitssuchenden Menschen meist in den Slumvierteln, weil sie kein Geld und kaum Bildung haben. Dieser Entwicklung wirkt der FNH mit seinem Projekt im Bergdorf Singdi, im Lamjung Distrikt, und Umgebung entgegen.

Dank einer kleinen Erbschaft und eines Zuschusses des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) in Höhe von 75% der Gesamtkosten, hat der FNH in Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern bereits einiges erreicht. Von den Fördermitteln wurde eine Gesundheitsstation fertiggestellt und ein durch Wasserkraft angetriebenes Turbinenkraftwerk mit 45 KW Leistung zur lokalen Stromversorgung von 256 Haushalten gebaut. Strom, Kleinst-Industrie, Schule, Jugendclub und medizinische Versorgung gehören zur unentbehrlichen Infrastruktur für die Zukunft der Bergdörfer. All das ist jetzt im neuen Singdi vorhanden.

Erste Biogasanlage und mehr

In Zusammenarbeit mit unserem Kooperationsverein der „Nepalhilfe im kleinen Rahmen“ entstanden in Singdi eine erste Biogasanlage zur Stromerzeugung, ein PC-Raum in der Schule und in nahezu allen Haushalten Toiletten mit einfachen Duschen, sowie vier öffentliche Toiletten in jedem Dorfabschnitt – Tole.  Ebenso wurde die Wasserversorgung von der Quelle zum Dorf durch eine breitere Leitung verbessert.

Ein weiteres Turbinenkraftwerk – Peltric Set mit 5 KW – für weitere 50 Häuser in Phusi Gaun, einem Nachbardorf von Singdi, wird ebenfalls durch beide Vereine gebaut.

Im Gegensatz zu den Städten in Nepal, in denen in der Trockenzeit täglich bis zu 14 Stunden der Strom ausfällt, steht in Singdi und Umgebung 24 Stunden Strom zur Verfügung. Eine 25-jährige Lehrerin aus Pokhara hat sich bewusst für die Bergschule in Singdi entschieden, ein erster Beweis, dass Landflucht ins Gegenteil gewandelt werden kann.

18. August 2022 – Das auf 1900 m gelegene Bergdorf Tangle am Fuße des Poon Hills entwickelt sich langsam zu einem kleinen Vorzeigedorf. Angefangen hat alles 2016 mit der Tour „Hike for better Life“, die erste Spenden für das Dorf bereitgestellt hat. Seither ist im Dorf jeder Haushalt mit einem Wasseranschluss versorgt, es gibt ein Dorfgemeinschaftshaus und einen Sportplatz. Die dorfeigene Grundschule wurde ebenso gefördert wie das komplett gebaute Gemeindehospital der Großgemeinde Modigaunpalika unweit des Dorfes. Jetzt gibt es ein Obstanbauprojekt.

Mit dem Obstanbauprojekt helfen wir den 31 Familien im Ort eine Einnahmequelle zu bekommen. Nur, wenn sich die ländliche Region entwickelt, kann langfristig Abwanderung in die Städte verhindert werden. In Tangle wurden schon zwei neue Häuser gebaut.

Die 31 Familien gründeten bereits eine Nutzergemeinschaft. Alle haben freie und ungenutzte Flächen für den Obstanbau zur Verfügung gestellt. Dank der ISO ELEKTRA Heinrich Piepho Stiftung aus Eime wird das Drei-Jahres-Projekt ab September 2022 starten. Im ersten Jahr fördert die Stiftung in Zusammenarbeit mit dem FNH das Obstanbauprojekt mit 25.900 Euro, im zweiten Jahr mit 4.100 Euro und im dritten Jahr mit 3.700 Euro. Insgesamt sollen 550 Kiwipflanzen, 750 Kaffeesträucher, 100 Apfelbäume, 130 Walnussbäume, 60 Avocadopflanzen, 160 Limettensträucher, 35 Bananenstauden, 60 Pfirsich- und jede Menge Nutzbäume und Kräuter angepflanzt werden. Das Projekt wird von der Hoticulture Research Station in Pokhara überwacht. Zwei Mitarbeiter werden für drei Jahre finanziert, um den Bauern beim Anbau zu helfen und für Dünger und Pflege mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Im Projektumfang sind auch Zäune für die Felder, Spaliere und Regenwassersammelbecken mit Folienauslagen inbegriffen. Sogar das Gemeindehospital erhält Obstbäume für die Patientenversorgung.

Der Markt mit Bio – Obst aus den Bergen wächst in Nepals Städten. Sollte dieses Pilotprojekt erfolgreich sein, könnte die Nutzergemeinschaft in naher Zukunft erste Gewinne einfahren und somit als Beispiel für weitere Dorfentwicklung in der Region stehen.

Juli 2022 – In Jharkot, auf dem Gelände des buddhistischen Klosters knapp unterhalb von Muktinath in 3550 Metern Höhe, existiert seit den 1990er Jahren ein Projekt, das Kindern aus mittellosen Familien eine Schulbildung ermöglicht. Der österreichische Verein „Schule macht Schule“ finanziert und begleitet dieses Projekt. Bisher musste für die 20 Internatskinder in den kalten Wintermonaten immer wieder ein improvisierter Unterschlupf im Tal gefunden werden.

Auf der Suche nach einem festen Winterquartier und im Kontakt mit dem FNH entstand die Idee, das ehemalige Workshop-Gebäude im Kinderdorf zu nutzen. Derzeit wird das Gebäude für den Unterricht umgebaut, übergangsweise dient es auch noch als Schlaf- und Wohnraum.

Auf dem freien Grundstück neben dem Workshopgebäude dürfen wir den Neubau unseres zukünftigen Internatsgebäudes errichten.

Schule macht Schule trägt die Um- und Neubaukosten und überweist jährlich eine vereinbarte Spende als Kompensation für die Nutzung des Workshop-Gebäudes und des Neubau-Grundstücks, die Gebäude selbst bleiben im Besitz des FWHC. Und in den Sommermonaten, wenn die Projektkinder wieder in Jharkot in ihrem Internat sind, können unsere Kinder im Kinderdorf nach Absprache die neuen Räumlichkeiten zusätzlich nutzen.

FNH/FWHC und Schule macht Schule verfolgen dasselbe Ziel: unterprivilegierten Kindern in Nepal bessere Chancen zu eröffnen. So entsteht gerade eine echte Win-win-Situation im Kinderdorf zur großen Freude aller. Weitere Informationen zum Verein und zu unserem gemeinsamen Projekt finden Sie in diesem Newsletter von „Schule macht Schule“.

Juni 2022 – Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Großgemeinde Modigaunpalika im Parbat Distrikt ist der Start des Gemeindehospitals. Mit Hilfe von großzügigen Spenden konnten wir den Bau des zentral gelegenen Hospitals finanzieren, siehe auch die Berichte vom März 2021 und August 2020. Erst im Juni 2022 erhielt das Krankenhaus einen geeigneten Stromanschluss für das Betreiben der medizinischen Geräte. Sogar ein Hubschrauberlandeplatz wurde von der Großgemeinde finanziert.

In Notfällen ist ein Krankentransport per Hubschrauber nach Pokhara möglich. Besonders die arme Bevölkerung profitiert vom Hospital. Haben sie doch eine Einrichtung  zur Grundversorgung in ihrer Nähe und müssen nicht mehr teuer mit dem Bus oder Taxi ins drei Stunden entfernte Pokhara. Mit den Einsparungen der Fahrtkosten können sie die geringe Gebühr im Hospital, welches staatlich anerkannt und gefördert ist, aufbringen.

Mit 52.000 Euro hat der FNH die Anschaffung der medizinischen Geräte und Einrichtung finanziert. Eine einfache Fotovoltaik Anlage auf dem Dach sorgt neben einem Notstromaggregat für die Stromversorgung im Notfall.

Kaum zu glauben was ein 20 Betten Hospital so alles braucht. Neben Betten, Decken, Matratzen und Schränken haben wir allerlei medizinisches Gerät gekauft. Ein Röntgengerät mit Computer und Drucker sorgt für die richtige Behandlung von Knochenbrüchen. Ein Ultraschallgerät ist ebenso wichtig wie ein EKG Gerät bei Untersuchungen. Sogar ein Entbindungsraum mit Wärmebett für Neugeborene ist eingerichtet.

Drei Krankenschwestern und ein Gesundheitsassistent sind dauerhaft vor Ort. Sie wohnen im obersten Stock des Krankenhauses. Verschiedene Ärzte kommen je nach Bedarf an unterschiedlichen Tagen.

Das Gesundheitsprojekt, welches wir neben Wasserversorgung der Region, ermöglicht haben, ist eine enorme Aufwertung der Großgemeinde. Abwanderung in die Städte kann somit verlangsamt oder sogar verhindert werden.